#Hardware

Cray 1

Der Name Cray stand seit seiner Gründung im Jahr 1972 als der Hersteller für Hochleistungsrechner.

1976 baute die Firma die Cray 1. Sie hatte einen Speicher von etwa 8 MByte und eine Taktfrequenz von 80 MHz. Für heutige Verhältnisse klingt es furchbar langsam, aber es ist noch gar nicht so lange her, als die Heim-PCs erst diese Leistung eingeholt hatten - die Cray 1 ist aber mittlerweile schon fast 30 Jahre alt!

Die Geschwindigkeit hatte seinen Preis. So verschlang der Betrieb alleine $35.000 für den Strom - pro Monat! $20.000 davon waren für die Kühlanlage, der Rest für den Rechner selbst.

Eine Cray 1 ist im Deutschen Museum zu bewundern. Der Computer sieht tatsächlich aus wie eine Designer-Couch, auch wenn die schöne rote Farbe, die man von Fotos kennt, mittlerweile verblasst ist. Natürlich habe ich es nicht versäumt, ein Foto von mir machen zu lassen, wie ich auf diesem guten Stück sitze. Leider hatte ich nur die Handy-Kamera mit.

Speichereien

256MB RAM ist heutzutage nicht mehr wirklich viel auf einem Rechner, auf dem auch programmiert wird. Und da mein Rechner schon seit Längerem überwiegend mit Swappen beschäftigt ist, dachte ich, es ist höchste Zeit, dem Computer einen neuen Speicherriegel zu spendieren. Auf Grund des Alters der Kiste musste es ein PC100- oder PC133-SDRAM sein. Zum Glück gibt es diese Antiquitätchen noch im Handel, wahrscheinlich in verstaubten Schubladen in der hintersten Ecke des Lagers, direkt neben den Lochkarten.

Ich betrete also eine Filiale von Knauser&Meckernich, um dort den Speicher käuflich zu erwerben. Der Laden scheint relativ leer, und das Laienauge mochte die kurze Schlange vor dem Tresen tatsächlich getäuscht haben. “Och, nur sechs Leute vor mir,” mag der naive Computerspezi denken, der zum ersten Mal in diesem Laden ist, “das geht ja dann schnell.” Aber wer denkt, die Bedienung am Bauteiltresen in der Kölner Filiale eines Hirschauer Elektronikversandriesen ist an Trägheit nicht mehr zu überbieten, wird sich hier eines Besseren belehren lassen müssen. Mit lässiger Routine fertigen hier zwei Bedienstete die Kunden in Seelenruhe ab, und nehmen sich auch gerne Zeit für eine ausführliche Beratung. Jederzeit. Den Kunden freut’s natürlich... Solange er nicht in der Schlange steht.

Ich bin allerdings nicht das erste Mal dort, und so wusste ich, dass ich mir diesmal wieder die Beine in den Bauch stehen werde. Ich ließ meinen Blick über die Einrichtung des Ladens schweifen. Gewiss, man geht hier nicht hin, um sein Auge von einer schönen Inneneinrichtung verwöhnen zu lassen, sondern einfach nur um gnadenlos Geld zu sparen. Dem entsprechend ist halt alles spartanisch. Schmucklose weiße Holzregale, randvoll gestopft mit Hardware aller Art. Im Hintergrund ragen Towergehäuse wie Wolkenkratzer von einem Metallregal in die Höhe. Drei Stühle in einer Ecke vermitteln ein Gemisch von Luxus und Wartezimmeratmosphäre. Falls einem kurz vor dem Tresen die Beine weich werden, kann man sich mit letzter Kraft auf einen dieser Stühle retten. Nur einschlafen sollte man dann nicht.

Ein junges Pärchen vor mir kommt an die Reihe. Sie möchte eine neue Festplatte und eine dickere Grafikkarte, braucht Beratung vom einen Verkäufer. Der andere Bedienstete fertigt in der Zeit einen Kunden in der Express-Ecke ab. Ein zweiter Kunde in der Express-Ecke wirkt leicht genervt, scheint er dort doch noch länger warten zu müssen als ein regulärer Kunde. Ich machte mir Gedanken, ob das Express-Schild, das dort an der Decke hängt, nicht ein genialer Einfall von Selbstironie ist. Vielleicht gibt es hier sogar den Lebensmitteldiscountern ähnliche Versöhnungs-Aktionen, halt nur auf die ganz eigene Art des Hauses. So etwas wie "Wenn sie kürzer als 10 Minuten warten müssen, erhalten Sie 5 Euro". Ich muss kichern.

Der Mann an der Theke holt dem Pärchen einen RAID-Controller. Nicht zum Kaufen, nur zum Betrachten. Nur noch ein Herr vor mir trennt mich mittlerweile davon, bedient zu werden. Ich stelle mir vor, dass er einen Einkaufszettel für seinen neuen Komplett-PC aus der Tasche zücken wird und dann mit dem Verkäufer stundenlang darüber diskutiert, ob er noch ein 3½-Zoll-Diskettenlaufwerk braucht oder doch nicht mehr. Hoffentlich verhungert er, bevor er an der Reihe ist.

Eine Preisliste an der Wand fängt meine Aufmerksamkeit und verdrängt den Gedanken an meinen Vordermann. Ich lese sie. Kühlermontage auf die CPU: € 5. Eine Windows-Installation inklusive Test: € 30. Das Zusammenschrauben eines Komplett-PCs: € 100. Reklamation einer Komponente, die in deren Testrechner dann doch läuft: € 10. Kulanz: unbezahlbar.

Der zweite Angestellte aus der Express-Ecke hat den einen Kunden schließlich abgefertigt, den anderen zum weiteren Warten verdonnert und kümmert sich nun um den Herren vor mir. Hurra, danach komme ich endlich dran! Ich werfe einen Blick hinter mich auf die bedauernswerten Kreaturen, die das Warten noch vor sich haben. Die Schlange geht mittlerweile fast bis zur Tür.

Das Pärchen lässt sich davon jedoch nicht beeindrucken. Sie lassen sich weiter ausgiebig beraten. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte auch so die Ruhe weg wie die Leute hier. Der Herr vor mir wollte doch keinen Komplett-PC, sondern nur eine Festplatte, die aber nicht mehr vorrätig war. Die letzte wurde am Nachmittag verkauft. Er räumt frustriert das Feld. Sein Verkäufer geht wieder zur Express-Ecke. Der Kunde dort setzt mittlerweile Spinnweben an. Ich warte weiter.

Nach einer Ewigkeit wird das Pärchen dann doch mal fertig. Gekauft haben sie nichts. Das Ergebnis der langen Konversation war ein Ausdruck auf einem Blatt Recycling-Endlospapier. Na egal... Ich bin endlich dran, rücke vor zum Tresen.

“Was bekommen Sie?” fragt mich der Verkäufer.

“Einen 256MB PC133 SDRAM bitte” antworte ich. Der Verkäufer tippt was in den Rechner. Der Speicher ist vorrätig.

“Wissen Sie, ob der Speicher in Ihrem Rechner funktionieren wird?” fragt er weiter. Scherzkeks! Woher soll ich denn wissen, ob mein Computer den neuen Speicher mögen wird? Das ist so absurd wie die Frage, ob es in einer Sache unvorhersehbare Probleme geben wird.

“Wenn der Speicherriegel wegen Inkompatibelität nicht läuft, können Sie ihn nicht umtauschen.” belehrt mich der Verkäufer, und ich meine für einen Moment ein Grinsen in seinem Gesicht zu sehen. “Wir stecken ihn dann hier in den Testrechner, und wenn er läuft, haben Sie Pech gehabt.” Aha... Das ist, als würde mir ein Schuhverkäufer sagen, ich könne einen Schuh nach dem Anprobieren nicht umtauschen, denn der Schuh ist ja technisch vollkommen in Ordnung und wenn er nicht an meinen Fuß passt, ist das mein Problem.

Ich erinnere mich an die Preisliste. “Wohlmöglich darf ich den Test dann auch noch bezahlen?” frage ich ihn. Er grinst jetzt wirklich. “Nein, dafür würde ich Ihnen kein Geld abnehmen.” Er vielleicht wirklich nicht, aber was ist mit seinem Kollegen aus der Express-Ecke? Die Sache stinkt.

Ich versuche es mit Protest. "Was soll ich denn dann mit einem intakten Speicherriegel, wenn er in meinem Computer nicht funktioniert?"

Er zuckt nur mit den Achseln.

“Und was soll ich Ihrer Meinung nach jetzt machen?” frage ich ihn weiter.

“Am besten bestellen Sie in unserer Versandzentrale, dann haben Sie 14 Tage Umtauschrecht.” Dass ich dann aber auch Portokosten zu tragen habe, ist so selbstredend, dass er das schon gar nicht erst erwähnt. Mir reicht’s jetzt. Die Katze im Sack kaufe ich gewiss nicht.

Resigniert bedanke ich mich bei dem Verkäufer und gehe. Vorbei an der Schlange mit den anderen Wartenden, die mich zur Tür eskortiert. Manche Leute scheinen völlig irritiert zu sein, weil ich schon so schnell fertig geworden bin. Für Knauser&Meckernich ist das wahrhaft ungewöhnlich.

PS: Die Konkurrenz zickte übrigens gar nicht herum. Umtauschrecht innerhalb von 14 Tagen, kein Problem, bittesehr! War auch nicht wirklich teurer, und warten brauchte ich da auch nicht.